Galápagos

Schon zu Beginn unserer Weltreise stand fest, dass wir vom ecuadorianischen Festland aus einen Abstecher nach Galápagos machen würden. Galápagos ist schließlich eines der absoluten Traumziele der Welt. 1982 war ich zum ersten Male für eine Woche dort und vor allem von der Tierwelt absolut begeistert.
Die Galápagos-Inseln liegen im östlichen Pazifik, etwa 1.000 km vom Festland entfernt und exakt auf dem Äquator. Sie gehören seit 1978 zum Weltnaturerbe der UNESCO. 1959 erklärte die ecuadorianische Regierung die Inseln zum Nationalpark Galápagos. Etwa 97% der Fläche sowie praktisch das gesamte die Inseln umgebende Meer sind streng geschützt.

Die Galápagos-Inseln
Die Galápagos-Inseln

Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs und mit geologischen Augen betrachtet noch sehr jung. Unter ihnen liegt ein sogenannter Hotspot, über den die Nazca-Platte Richtung Osten hinweg gleitet. Die östlichen Inseln sind folglich die ältesten und 3 bis 5 Millionen Jahren alt, die westlichen, Fernandina und Isabela, sind die jüngsten mit nur etwa 750.000 Jahren. Älteres Gestein hat man dort jedenfalls nicht gefunden. Die im Westen liegenden Vulkane sind weiterhin sehr aktiv. Der letzte große Ausbruch ist noch nicht sehr lange her. Er fand erst 2009 auf Fernandina statt.
Nur wenige Tier- und Pflanzenarten haben es geschafft, die neu entstandenen und weit vom Festland entfernten Inseln zu erreichen. Wegen der isolierten Lage der zum Teil auch voneinander weit entfernten Inseln haben sich dann die vergleichsweise wenigen Neuankömmlinge in viele Unterarten aufgespalten. Aus ursprünglich nur einer Finkenart wurden so zum Beispiel im Laufe der Zeit 13, die sich in zum Teil sehr unterschiedlichen ökologischen Nischen bewegen und auch deutlich unterschiedlich aussehen, vor allem was Form und Größe ihres Schnabels angeht. Charles Darwin erkannte den Zusammenhang als erster und entwickelte nach seinem Besuch der Inseln im Jahre 1835 seine berühmte Evolutionstheorie.
Im Laufe ihrer Entstehungsgeschichte gab es auf den Inseln zu keinem Zeitpunkt größere Raubtiere. Ein absolut verblüffendes Ergebnis dieses Umstandes ist es, dass die Tiere auf Galapagos sich dem Menschen gegenüber sehr zutraulich und sehr wenig scheu verhalten. Sie haben praktisch keine Angst und gehen einem auch nicht aus dem Weg. Man muss ständig aufpassen, dass man nicht unversehens auf eine Meerechse, einen Landleguan oder einen Vogel tritt.
Im Jahr 1535 wurden die Inseln mehr oder weniger zufällig von den Spaniern entdeckt. In den darauf folgenden Jahrhunderten hatte Galápagos dann vor allem als Unterschlupf von Seeräubern, Wal- und Robbenfängern Bedeutung. Diese dezimierten die einheimische Tierwelt massiv, neben den Robben vor allem die Riesenschildkröten. Erst 1832 begann jedoch mit der Inbesitznahme der Inseln durch Ecuador die eigentliche menschliche Besiedlung. Das Einschleppen fremder Tier- und Pflanzenarten entwickelte sich in der Folge zu einem großen Problem. Vor allem verwilderte Haustiere wie Esel, Ziegen und Schweine richteten ungeheure Schäden an. Seit einigen Jahren versucht die Nationalparkverwaltung, einzelne Inseln durch gezielte Abschüsse wieder „haustierfrei“ zu bekommen. Auf manchen Inseln ist das bereits gelungen. So gibt es zum Beispiel auf der immerhin 35 km langen und 22 km breiten Insel Santiago seit dem Jahr 2000 keine Schweine, seit 2004 keine Esel und seit 2005 keine Ziegen mehr. Und auch von den geschätzten 125.000 Ziegen auf der 120 km langen Insel Isabela war 2006 keine einzige mehr übrig.
Die mit Abstand beste Art, die Inseln kennenzulernen, ist eine Kreuzfahrt mit einem kleinen Schiff. Das Adjektiv „klein“ ist hier besonders wichtig. Wir haben eine Woche auf dem Segel-Katamaran Nemo I (maximal 14 Passagiere) gebucht und wollen eine weitere Woche auf den Inseln Isabela und Santa Cruz verbringen. Unsere Leoni bleibt in sicherer Umgebung im Garten von Arie´s Cabins in der Nähe von Quito zurück.

Der aktuell sehr aktive Vulkan Cotopaxi
Der aktuell sehr aktive Vulkan Cotopaxi

Arie bringt uns mit seinem Auto in nur wenigen Minuten zum nahe gelegenen Flughafen von Quito. Von dort geht es nach einer Zwischenlandung in Guayaquil weiter zum Flughafen von Baltra auf Galápagos. Wir fliegen unmittelbar am kräftig qualmenden Vulkan Cotopaxi und ein paar Minuten später am ebenfalls eine große Rauchwolke ausstoßenden Vulkan Tungurahua vorbei. Somit haben wir in Ecuador nach dem Pichincha schon drei aktive und qualmende Vulkane gesehen.

Der Segel-Katamaran Nemo I
Der Segel-Katamaran Nemo I
Hildegard auf der Treppe in unserer Kabine
Hildegard auf der Treppe in unserer Kabine
Gemeinsames Mittagessen an Bord
Gemeinsames Mittagessen an Bord
Auf dem Oberdeck lässt es sich aushalten, …
Auf dem Oberdeck lässt es sich aushalten, …
… und auch der Service ist gar nicht so schlecht
… und auch der Service ist gar nicht so schlecht

Die Nemo I erwartet uns nur wenige hundert Meter vom Flughafen entfernt. Es gehen 13 Touristen an Bord, in einer sehr internationalen Mischung. Fünf Deutsche, zwei Franzosen, zwei Französisch-Kanadier, ein Schweizer, ein Schwede, ein Australier und ein Argentinier. Wir kommen auf der gesamten Schiffsreise gut miteinander aus. Die Atmosphäre ist sehr angenehm. Dazu tragen auch die sechs Mann Besatzung der Nemo I und der sehr kenntnisreiche ecuadorianische Guide Ivan bei. Das Essen ist gut, der Service insgesamt auch. Die Kabinen sind mit allem wichtigen ausgestattet, aber sehr eng. Und ich meine hier wirklich: Sehr eng! Uns wird in der Woche auf der Nemo I so richtig klar gemacht, wie viel Platz und Komfort wir doch in Leoni haben.

Die von der Nemo I angebotenen Routen. Wir sind auf der gelben Route unterwegs.
Die von der Nemo I angebotenen Routen. Wir sind auf der gelben Route unterwegs.

Schon kurz nachdem wir an Bord sind und unsere Kabinen bezogen haben, fahren wir zur nahe gelegenen Insel North Seymour und gehen dort an Land. Dies geschieht mit Hilfe eines Zodiacs, der groß genug ist, um alle Passagiere aufzunehmen. Die Landungen sind grundsätzlich entweder „nass“ oder „trocken“, je nachdem, ob man trockenen Fußes festen Boden erreichen kann oder nicht. In North Seymour gelingt das „trocken“, ist wegen der Brandung an den Felsen aber durchaus etwas trickreich. Die Seevögel dominieren eindeutig das Terrain. Es sind unfassbar viele. Blaufuß-Tölpel, Fregattvögel und Galapagos-Möwen, um nur einige zu nennen. Viele mit ganz kleinen oder auch halb erwachsenen Jungen. Außerdem gibt es jede Menge Land-Iguanas und direkt am Ufer Seelöwen und Meerechsen. Hildegard entdeckt sogar eine der seltenen Galapagos-Schlangen. Alle Tiere sind praktisch ohne Scheu. Man kommt nahezu beliebig nahe an sie heran. Gemäß den Nationalparkregeln ist zwar ein Mindestabstand von 2 m einzuhalten, um die Tiere nicht zu stören, aber diese wissen das offenbar nicht und kommen aus Neugier oft von sich aus näher heran. Am Abend fallen wir hundemüde, aber hochgradig zufrieden in unsere Kojen.

Blaufuß-Tölpel mit Jungen
Blaufuß-Tölpel mit Jungen
Balzender Fregattvogel mit Angebeteter
Balzender Fregattvogel mit Angebeteter
Iguana de la Tierra, Landleguan
Iguana de la Tierra, Landleguan
Galápagos-Möwe
Galápagos-Möwe

Die ganze Nacht sind wir unterwegs. Der Weg zu unserem nächsten Ziel Genovesa hoch im Norden der Inselgruppe ist ziemlich weit. Wir überqueren den Äquator und liegen schon vor dem Frühstück in der Darwin Bay vor Anker. Auch auf Genovesa bestimmen die Seevögel das Geschehen. Es dominieren hier Rotfuß- und Nazca-Tölpel. Gerade die Rotfuß-Tölpel sind eine Besonderheit. Sie können auf Galapagos praktisch ausschließlich hier auf Genovesa beim Brüten beobachtet werden. Die Nazca-Tölpel sind eigentlich Masken-Tölpel, werden mit Bezug auf die schon erwähnte Nazca-Platte hier aber so genannt. Nach unserer „nassen“ Landung am Sandstrand finden wir Unmengen von Nestern dieser beiden Vogelarten. Aber auch verschiedene Arten von Darwin-Finken umschwirren uns. Ganz besonders begeistern mich jedoch die Tropikvögel. Das ist eine meiner Lieblingsvogelarten. Sie sind wunderschön anzuschauen. Wir haben sie schon oft gesehen, zuletzt auf Réunion und in Mikronesien, aber noch nie in solchen Mengen. Sie haben ihre Nester in den Felsen der Darwin Bay, und oft sind 10 oder mehr von ihnen gleichzeitig in der Luft. Sie sind eine wahre Augenweide.

Rotfuß-Tölpel
Rotfuß-Tölpel
Nazca-Tölpel
Nazca-Tölpel
Tropikvogel
Tropikvogel

Kurz vor dem Mittagessen machen wir unsere erste Schnorcheltour. Das Wasser ist deutlich wärmer als befürchtet und mit geschätzten 23 Grad ganz angenehm. Es gibt nicht viele Korallen, aber sehr viele Fische. Vor allem die sehr großen Papageienfische fallen auf. Das Fischereiverbot im Nationalparkgebiet wirkt sich offenbar positiv auf die erreichbare Größe aus.
Am Nachmittag gehen wir ein weiteres Mal an Land, diesmal auf der anderen Seite der Bucht. Kaum sind wir ein paar Meter gegangen, begegnen wir der ersten Sumpfohreule. Später sehen wir dann noch zwei weitere. Sie sind hier auf Genovesa tagaktiv und, wie alle anderen Tiere auch, völlig ohne Scheu, lassen sich also problemlos beobachten. Eine der drei gesichteten Eulen rupft an unserem Weg gerade einen erbeuteten Seevogel. Wir sehen bei unserem zweiten Landgang natürlich wie schon am Morgen viele weitere Seevögel, aber die Eulen sind für uns eindeutig das Highlight.

Tagaktive Sumpfohreule
Tagaktive Sumpfohreule
Müde und zufrieden nach einem langen Tag auf der Insel Genovesa
Müde und zufrieden nach einem langen Tag auf der Insel Genovesa

Noch vor dem Abendessen geht unsere Reise weiter. Kaum sind wir aus der geschützten Bucht heraus, kommen wir in sehr raue See. Der Kapitän nutzt den starken Wind, lässt die Segel hissen und fährt mit Motorunterstützung und hoher Geschwindigkeit zurück nach Süden. Hohe Geschwindigkeit und raue See haben jedoch gewisse Auswirkungen auf das Komfortempfinden. Mir wird jedenfalls ganz anders. Wie einige andere auch verzichte ich auf das Abendessen und bin froh, als ich schließlich flach in meiner Koje liege. Gegen Mitternacht stehe ich auf und gehe ins Bad. Genau in diesem Moment kommt ein Brecher durch das halboffene Fenster, und ich bin patschnass. In den frühen Morgenstunden sind wir endlich vor der Insel Bartolomé und in ruhigem Gewässer. Und können noch ein paar Stunden entspannt schlafen.
Am Morgen herrscht das schönste Wetter. Der erste Tagesordnungspunkt ist die Besteigung des 114 m hohen Inselbergs von Bartolomé. Dies ist ein absolutes Muss für jeden Galápagos-Besucher, denn von oben hat man den berühmten und wunderschönen Panoramablick auf den Pinnacle Rock, der quasi das Wahrzeichen von Galápagos ist, sowie die dahinter liegende Insel Santiago (s. Foto über diesem Blog-Beitrag). Die Tierwelt hier auf Bartolomé hat eigentlich nichts besonderes zu bieten, aber bei der Rückkehr vom Gipfel zum Schiff entdecken wir vom Zodiac aus eine Grüne Pazifische Meeresschildkröte, die gerade von der Eiablage kommt und zurück ins Meer kriecht. Dies ist ein enormer Glücksfall, denn normalerweise findet die Eiablage in dunkler Nacht statt.

Meeresschildkröte kehrt nach der Eiablage ins Meer zurück
Meeresschildkröte kehrt nach der Eiablage ins Meer zurück

Nach unserer Rückkehr zum Schiff steht der nächste Schnorchelgang an. Wir erkunden das Gebiet um den Pinnacle Rock, genau in der Bucht, in der ich 1982 meine allererste Haibegegnung hatte. Dieses Mal sehen wir keinen Hai, nur einen großen Rochen und viele andere Fische, vor allem auch wieder große Papageienfische, sowie eine Schildkröte. Vielleicht ist es die, die wir vorher an Land gesehen haben.
Während des Mittagessens geht es weiter zur Insel Sombrero Chino. Hier ist das Ufer dicht mit Seelöwen belegt. Sehr viele junge sind darunter. Auch die Seelöwen sind wenig scheu, machen einen sehr entspannten Eindruck und lassen einen ganz dicht heran. Wir machen einen Spaziergang am Ufer entlang, entdecken noch etliche Meerechsen, kehren an Bord zurück und legen uns aufs Deck. Das ist auch mal ganz schön.
Ein paar von uns bleiben dagegen noch am Strand, andere gehen schnorcheln und berichten bei ihrer Rückkehr, dass sie mehrere Haie und Pinguine gesehen haben. Immerhin einen allerersten Galápagos-Pinguin sehen wir von Deck aus auch. Die Anwesenheit von Pinguinen ist zunächst vielleicht etwas überraschend. Man erwartet sie soweit im Norden auf Höhe des Äquators nicht unbedingt. Hier auf Galápagos ist das nördlichste Vorkommen dieser Vogelart überhaupt. Die Galapagos-Pinguine sind von ziemlich kleinem Wuchs und auch nicht besonders zahlreich. Ihr Verbreitungsgebiet konzentriert sich auf die Insel Isabela, wo wir sie später relativ häufig antreffen werden.

Seelöwe mit Jungem
Seelöwe mit Jungem
Junger Seelöwe
Junger Seelöwe

Nach dem Abendessen geht es weiter Richtung Puerto Villamil auf der Insel Isabela. Die Fahrt ist lang und wieder ziemlich rau, aber nicht ganz so schlimm wie zuletzt. Am Morgen, als wir wach werden, liegen wir bereits im Hafen von Puerto Villamil. Pinguine schwimmen schon vor dem Frühstück an der Nemo 1 vorbei. Leider regnet es. Wir gehen an Land und fahren mit einem zu einem offenen Bus umgebauten Truck hoch zum 1.124 m hohen Vulkan Sierra Negra. Dort regnet es auch. Eine knappe Stunde geht es dann zu Fuß auf einem matschigen Pfad hoch zum Kraterrand. Der Krater ist trotz der eingeschränkten Sicht sehr eindrucksvoll. Er hat 10 km Durchmesser und ist nach dem Ngorongoro-Krater in Tanzania der zweitgrößte der Welt. Der Kraterboden ist sehr eben und voller frischer schwarzer Lava. Der letzte Ausbruch war vor nur 7 Jahren.

Am Kraterrand des Vulkans Sierra Negra auf Isabela
Am Kraterrand des Vulkans Sierra Negra auf Isabela
Flamingos in Lagune bei Puerto Villamil
Flamingos in Lagune bei Puerto Villamil

Nach dem Mittagessen auf dem Schiff gehen wir erneut an Land und besichtigen Galápagos-Flamingos in einer Brackwasser-Lagune sowie eine Aufzuchtstation der riesigen Galápagos-Landschildkröten. Deren Eier werden in freier Wildbahn eingesammelt, in einem Inkubator ausgebrütet und die jungen Schildkröten im Alter von 8 Jahren am Fundort der Eier ausgesetzt. Man versucht so, die durch verwilderte Haustiere gefährdeten Populationen zu stabilisieren und wieder zu erhöhen. Mit 8 Jahren haben die Schildkröten, die über 200 Jahre alt werden können, einen ausreichend harten Panzer, um Eselshufen und anderen Gefahren widerstehen zu können. Außerdem sind sie dann groß genug, um längere Zeit auch völlig ohne Futter auszukommen, und haben somit eine hohe Überlebenschance.
Auf den Felsen am Strand von Puerto Villamil haben wir dann noch Gelegenheit, Iguanas Marinas, Meerechsen, zu beobachten und zu fotografieren. Sie sind die einzigen Leguane, die das Meer zu ihrem Lebensraum erkoren haben. Die Meerechsen ernähren sich ausschließlich von Algen. Die Futtersituation ist für sie auf den Inseln Isabela und Fernandina deutlich besser als anderswo, und so findet man hier Exemplare von bis zu 1,50 m Länge. Sie sehen furchterregend aus, fressen aber keine Touristen und sind völlig friedlich.
Nach dem Abendessen verlassen wir den Hafen von Puerto Villamil, fahren nach Punta Moreno auf der Westseite von Isabela und gehen dort in der Nacht vor Anker. Am nächsten Morgen sind wir erstaunt, dass kein anderes Schiff in der Nähe ist. Erstmals sind wir völlig allein. Wir fahren zunächst mit dem Zodiac an den Felsen entlang und beobachten Pinguine, Meerechsen und flugunfähige Kormorane, die sich alle in der Morgensonne aufwärmen. Flugunfähige Kormorane gibt es nur auf Galápagos. Verrückterweise haben sie das Flügeltrocknen ihrer noch flugfähigen Vorfahren beibehalten.

Im Zodiac vor Punta Moreno auf Isabela
Im Zodiac vor Punta Moreno auf Isabela
Meerechsen (Iguanas Marinas) und Galápagos-Pinguine
Meerechsen (Iguanas Marinas) und Galápagos-Pinguine
Flugunfähige Kormorane beim Flügeltrocknen
Flugunfähige Kormorane beim Flügeltrocknen

Nach der ausführlichen Besichtigungsfahrt mit dem Zodiac landen wir an und machen eine längere Wanderung über nur 75 Jahre alte Lava, die vom Vulkan Sierra Negra stammt, den wir ja noch am Vortag besucht hatten. Das Lavafeld erscheint uns schier endlos. Es stellt vor allem für Landtiere wie die Riesen-Schildkröten eine praktisch unüberwindliche Barriere dar, so dass sich jenseits im Bereich des nächsten Vulkans andere Unterarten entwickelten.
Vor dem anschließenden Schnorcheln entlang der Felsküste von Punta Moreno drückt mir der nicht schnorchelnde Argentinier Marcelo, der inzwischen als mit Abstand bester Fotograf an Bord anerkannt ist, seine Unterwasserkamera in die Hand mit der Bitte, die Unterwasserwelt zu filmen. Ich habe selbst keine Unterwasserkamera dabei und komme seiner Aufforderung sehr gerne nach. Es sind geradezu Unmengen von großen Meeresschildkröten im Wasser. Auch viele Fische, wenn auch nur wenige bunte Korallenfische. Wir sehen einen sehr großen Rochen, den ich nicht auf den Film gebannt bekomme, aber leider keins der angeblich sehr häufigen Seepferdchen. Die Filmaufnahmen vor allem von den Meeresschildkröten sind für einen allerersten Unterwasserfilmversuch gar nicht so schlecht. Marcelo ist jedenfalls mit mir zufrieden. In den nächsten Tagen gibt er mir noch zwei weitere Male seine Kamera mit. Die von mir zurückgebrachte Beute schneidet er dann noch auf dem Schiff zu einem Gesamtfilm zusammen und überreicht mir am Ende eine Kopie auf einem Stick.

Meeresschildkröte in der Elizabeth Bay
Meeresschildkröte in der Elizabeth Bay

Bei schönstem Wetter fahren wir um die Mittagszeit weiter zur Elizabeth Bay. Hier gibt es ein ausgedehntes Mangrovengebiet. Mit dem Zodiac fahren wir hinein und beobachten Meeresschildkröten und verschiedene Seevögel beim Fischen: Pinguine, flugunfähige Kormorane und Pelikane. Zurück auf dem Schiff geht es ohne Verzögerung gleich weiter zur Insel Fernandina. Wir sitzen ganz oben auf dem Deck und trinken Bier. Es ist ein wunderschön entspannter Nachmittag. Nach dem Abendessen, wir liegen schon am Punta Espinoza vor Anker, gehen wir noch einmal nach ganz oben und genießen den schönen Abend. Nur ein einziges weiteres Schiff ist außer uns vor Ort.
Da wir in ruhigem Wasser vor Anker liegen, wird es eine sehr ruhige Nacht, was zur Abwechslung auch mal ganz angenehm ist. Am Morgen haben wir wieder das herrlichste Wetter. Wir gehen an Land und sind absolut begeistert. Wir sind in Iguana-Marina-Territory. Zwar gibt es auch reichlich Seelöwen und flugunfähige Kormorane, aber das Entscheidende sind hier die Meerechsen. Es sind unglaublich viele, zum Teil sehr große und häufig auf Grund ihrer speziellen Algen-Diät leicht rot gefärbte Exemplare. Es ist phantastisch.

Ungewöhnlicher Aussichtspunkt
Ungewöhnlicher Aussichtspunkt
Raue Mengen von Meerechsen auf Fernandina
Raue Mengen von Meerechsen auf Fernandina
Meerechsen und Touristen
Meerechsen und Touristen

Nach unserer Rückkehr zum Schiff haben wir Gelegenheit, ganz in der Nähe zu schnorcheln. Es ist wieder toll. Wir begegnen Schildkröten, großen Fischen, und am Ende erstmals auch ein paar schwimmenden Meerechsen.
Unser nächstes Ziel, die Urbina Bay, liegt auf Isabela und ein ganzes Stück südlich. Wir müssen also zurück. Das erscheint uns seltsam, ist aber vom Programm her so vorgesehen (s. Karte mit der Route). Wir sind schon während des Mittagessens unterwegs, werden dann in der Urbina Bay von im Wasser schwimmenden Pinguinen begrüßt und hoffen, bei unserem Landgang erstmals freilebende Galápagos-Riesenschildkröten anzutreffen. Diesbezüglich werden wir aber enttäuscht. Zwar finden wir im Wald einige Leguane (Iguanas de la Tierra), aber leider keine Schildkröten.

Landleguan bei Urbina Bay auf Isabela
Landleguan bei Urbina Bay auf Isabela
Darwinfink
Darwinfink

Es geht weiter mit einer gut 10-stündigen Fahrt zur Insel Santiago. Der Himmel hat sich inzwischen stark bewölkt. Und als wir aus dem Windschatten von Fernandina herausfahren, wird die See rauer. Nach der Umrundung des nördlichen Teils von Isabela lässt der Kapitän den Motor stoppen und die Segel setzen. Die Fahrt wird jetzt etwas ruhiger, aber die See bleibt rau. Wir schlafen dementsprechend schlecht.

Junger Seelöwe beißt Meerechse spielerisch in den Schwanz
Junger Seelöwe beißt Meerechse spielerisch in den Schwanz
Sally-Lightfoot-Krabben
Sally-Lightfoot-Krabben
Amerikanischer Austernfischer
Amerikanischer Austernfischer
Rückkehr von Schnorcheltour in der James Bay auf Santiago
Rückkehr von Schnorcheltour in der James Bay auf Santiago

Am Morgen liegen wir in der James Bay von Santiago vor Anker. Der anfängliche Regen hört bald auf, und es wird ein sonniger Tag. Wir gehen an Land und laufen die Küste entlang. Es gibt viele Tiere zu besichtigen, vor allem Seelöwen und Meerechsen, aber keine für uns neuen. Lustig ist eine Situation mit einem kleinen Seelöwen, der einer Meerechse mehrfach spielerisch in den Schwanz beißt, was sich diese widerstandslos gefallen lässt. Vom Strand aus starten wir dann vor der Rückkehr zum Schiff zur letzten Schnorcheltour unserer Schiffsreise. Ich bin zum dritten und letzten Mal mit Marcelos Filmkamera unterwegs. Ein vielleicht zwei Meter langer Weißspitzenriffhai, den ich längere Zeit mit der Kamera verfolge, und zwei Seelöwen, die haarscharf an mir vorbeisausen, erweisen sich als die Highlights.

Blaufuß-Tölpel bei Sturzflug
Blaufuß-Tölpel bei Sturzflug
Pelikan am Strand unter Mangroven
Pelikan am Strand unter Mangroven

Nach dem Mittagessen geht es nur ein kleines Stückchen weiter nach Norden zum Espumilla Beach. Dies ist ein langer weißer Sandstrand, der seinen Namen von den ständig einlaufenden schäumenden Wellen hat (espumilla = Schaum). Wir machen einen ausgedehnten Strandspaziergang und begeistern uns vor allem an den jagenden Blaufuß-Tölpeln. Diese stoßen mit angezogenen Flügeln wie Stukas senkrecht ins Wasser, um dort ihre Beute zu machen. Ein absolut phaszinierender Anblick.
Entgegen dem eigentlichen Plan (s. Karte mit Route) fahren wir dann von der Buccaneer´s Cove, einem malerischen ehemaligen Seeräuberversteck, nördlich um Santiago herum und ankern zweieinhalb Stunden später mit Beginn der Dämmerung vor der Insel Bartolomé, wo wir vor ein paar Tagen schon einmal übernachtet haben.

Spektakuläre Buccaneer Cove
Spektakuläre Buccaneer Cove
Abendstimmung mit Fregattvögeln
Abendstimmung mit Fregattvögeln

Schon vor dem Wecken um 5.45 Uhr sind wir wieder unterwegs nach Daphne Mayor. Wir umrunden diese kleine Insel ganz langsam. Sie ist ein Vogelparadies und darf nur mit Ausnahmegenehmigung betreten werden. Überall sind Seevögel, fast alle auf Galápagos vorkommenden Arten sind hier versammelt. Aber zum Fotografieren ist das Licht am frühen Morgen noch zu schlecht. Ein Seelöwe oben im Berg verblüfft uns. Wir rätseln, wie der da wohl hingekommen ist. Denn Daphne ist sehr steil, mit überhängenden Felsen, und Seelöwen können bekanntlich nicht fliegen.
Kurz darauf sind wir zurück im Hafen von Baltra. Wir verabschieden uns von der Crew und werden zum Flughafen gebracht. Hier endet unsere gebuchte Schiffstour. Die meisten unserer Mitreisenden fliegen direkt zurück nach Guayaquil oder Quito. Wir verabschieden uns, fahren mit dem Bus zum Kanal, der Baltra von Santa Cruz trennt, setzen über und lassen uns von einem bereitstehenden Taxi quer über die Insel Santa Cruz nach Puerto Ayora bringen. Am Hafen kaufen wir Tickets für die Überfahrt nach Isabela. Danach heißt es für uns warten. Um 14 Uhr geht es endlich weiter. Es folgen zwei ziemlich abartige Stunden in rauer See. Wir sind mit 9 weiteren Passagieren auf einem kleinen Speedboat unterwegs, das nach unserer Meinung viel zu schnell fährt und ständig hart in die Wellen knallt. Es ist wirklich mehr als grenzwertig. Für Mensch und Material. Aber wir überleben auch das und werden im uns ja schon bekannten Puerto Villamil vom Hafen per Sammeltaxi zu unserer vorgebuchten Unterkunft gebracht.

Parkbänke in Puerto Villamil sind nicht nur für Menschen
Parkbänke in Puerto Villamil sind nicht nur für Menschen
Blaufuß-Tölpel auf den Felsen am Strand von Puerto Villamil
Blaufuß-Tölpel auf den Felsen am Strand von Puerto Villamil

Die nächsten Tage lassen wir es ruhig angehen. Das Wetter ist sehr durchwachsen mit häufigen Regenfällen. Wir wandern am Strand entlang, ein Stück in den Nationalpark hinein, gehen schwimmen und bewundern die großen Meerechsen, die sich zum Teil bekämpfen, was wir bisher noch nicht beobachten konnten. Meist treten sie Kopf an Kopf gegeneinander an und versuchen den Kontrahenten wegzuschieben. Wenn das gelingt, ist der Kampf vorbei. Verletzungen gibt es nicht. Nur einmal sehen wir, wie einem Kämpfer quasi ein Schulterwurf gelingt. Das sieht urig aus, ist aber offenbar im Reglement so nicht vorgesehen. Ein fester Bestandteil unseres Tagesablaufs ist zur Happy Hour der Besuch einer Strandbar zum Caipirinha-Trinken. Danach laufen wir jeweils im Dunkeln den recht weiten Weg zu unserer Unterkunft zurück. Kriminalität kommt auf Galápagos zum Glück praktisch nicht vor.

Kämpfende Meerechsen
Kämpfende Meerechsen
Die Meerechsen sind ganz schön groß …
Die Meerechsen sind ganz schön groß …
… und sehen gefährlich aus (sind es aber nicht)
… und sehen gefährlich aus (sind es aber nicht)

Zurück nach Puerto Ayora fahren wir mit dem gleichen Speedboat wie auf der Herfahrt. Schwimmwesten werden dieses Mal erstaunlicherweise nicht verteilt, vielleicht weil gerade Freitag ist. Die See ist ziemlich rau, aber zum Glück fahren wir deutlich langsamer, und die Schläge sind nicht so hart wie bei der Hinfahrt. Dafür brauchen wir aber auch 2,5 Stunden, also eine halbe Stunde länger. Nach einigen Stunden Wartezeit in Puerto Ayora können wir auch endlich im vorgebuchten Hotel einchecken.
Der erste Nachmittag ist für einen Besuch der nahegelegenen Charles Darwin Station reserviert. Und diesen Besuch empfinde ich als absolutes Desaster. 1982 war ich schon einmal hier. Damals war die Station nach meiner Erinnerung gut geführt, gut organisiert und für den Besucher spannend und informativ. Und jetzt? Dritte Welt. Geschlossene Wege, vernagelte Gebäude, Ghost-Town-Atmosphäre, so gut wie keine Tiere. Wir sehen insgesamt ganze drei Landleguane und ca. 10 Landschildkröten. Wahrscheinlich diese Tierarten deshalb, weil sie zur Not lange ohne Futter auskommen. Die seiner Zeit berühmte Schildkröten-Aufzuchtstation? Vernagelt, nicht zugänglich, unter Renovierung.

Im Schildkröten-Reservat El Chato im Hochland von Santa Cruz
Im Schildkröten-Reservat El Chato im Hochland von Santa Cruz
Galápagos-Schildkröten können erstaunlich groß und alt werden
Galápagos-Schildkröten können erstaunlich groß und alt werden

Viel erfreulicher ist am folgenden Tag der Besuch des privaten Schildkröten-Reservats El Chato im Hochland von Santa Cruz. Hier können wir diese phantastischen Tiere, die 6 Zentner und in Einzelfällen über 8 Zentner schwer werden können, in üppig grünem Umfeld und in ihrem natürlichen Habitat erleben. Und es sind viele, sehr viele von ihnen. Sie begegnen uns auf Schritt und Tritt. Einige Paare versuchen, sich vor unseren Augen fortzupflanzen. Man darf sich das Ganze übrigens nicht als Zoo vorstellen. Es gibt auf dem Rancho El Chato zwar Stacheldrahtzäune, aber diese sind für die Kühe bestimmt. Die Schildkröten kriechen problemlos unten durch. Folglich sind heute diese Schildkröten in El Chato anwesend und morgen jene. Wir sehen Schildkröten auch weit weg vom Reservat zwischen grasenden Kühen herumkriechen. Doch auf dem Rancho El Chato ist es für den Besucher wesentlich einfacher, ganz nah an die Schildkröten heranzukommen, was sich natürlich herumgesprochen hat. Als wir am frühen Morgen mit dem Taxi ankommen, sind wir noch die einzigen Besucher. Später fallen dann ganze Busladungen mit Touristen ein.

Hafen von Puerto Ayora
Hafen von Puerto Ayora

In unserer restlichen Zeit auf Galápagos passiert nicht mehr viel. Den Nachmittag nach der Rückkehr von El Chato verbringen wir ganz entspannt am Hotel-Pool, und am folgenden Tag, dem letzten vor dem Rückflug nach Quito, machen wir noch eine Wanderung zur Bahia Tortuga. Der Fußweg durch dichten Busch zum Strand ist 2,5 km lang, komplett plattiert und mit Randmauern eingefasst. Es ist eigentlich unglaublich. Wir sind schließlich in einem Nationalpark. Wer mag das wohl finanziert haben? Der weiße Sandstrand am Ende des Weges ist dann kilometerlang und ganz ansehnlich, aber auch ziemlich mit Touristen überfüllt, die sich per Boot haben hierhin bringen lassen.
Unser Rückflug nach Quito ist problem- und ereignislos. Arie holt uns wie verabredet am Flughafen ab und bringt uns zurück zu unserer Leoni. Die neuen Fenster für unseren Camper sind vom Zoll immer noch nicht freigegeben. Diesbezüglich müssen wir uns wohl auf eine weitere Wartezeit einstellen.

3 Comments

  1. Bernd said:

    Hallo Leoni-Team,
    dem ist diesmal nichts hinzuzufügen. Besser und ausführlicher hätte auch ich den Galapagos-Abstecher nicht beschreiben können.
    Gefehlt hat allenfalls ein Foto, auf dem zu sehen ist, wie Hildegard auf einer Riesenschildkröte reitet und ein Bild vom tätigen Vulkan Wolf.
    Aber in Mittelamerika habt ihr ja nochmal die Chance, einem tätigem Vulkan aufs Haupt zu steigen.
    Macht’s gut, weiterhin gute Reise.
    Bernd

    8. Dezember 2015
    Reply
  2. Uwe Schmitz said:

    hallo hildegard und franz,
    endlich lese ich mal wieder was von euch, seit euren antarktis-abenteuern das erste mal wieder…
    ihr habt ja inzwischen ganz schön viel (und spannendes) erlebt!
    und die art, wie ihr es in dem blog rüberbringt, liest sich gut, ich bin richtig mitgerissen von euren entdeckungen (und begeistert von den schönen bildern…
    muss mich nun unbedingt per mail über neues von euch informieren lassen (häkchen ist gesetzt).
    und ich glaube, dass es auch die sahara-club-leute interessiert, was ihr alles in der neuen welt erlebt! ich schreib euch dazu noch was extra.
    ich wünsche euch noch viele, aber nur positive erlbnisse und abenteuer.
    maat et joot
    uwe und angelika

    14. Dezember 2015
    Reply
  3. Gerd Reinsdorf und Inge Stegmaier said:

    Hallo Ihr beiden Globetrotter,
    Euer Galapagosbericht, der mal wieder so lebendig geschrieben ist, hat Inge und mich begeister. Sofort haben wir unsern Bildband herausgeholt und haben Eure Erlebnisse mit den Unsrigen aus dem Jahr 1996 im April-Mai verglichen. Unser Schiff hatte nur 8 Gäste an Bord, dadurch hatten wir die Erlaubnis fast alle Inseln zu besuchen. Leider waren wir nicht auf Genovesa, d..h. die Rotfußtölpel konnten wir nicht bestaunen. Dafür waren die Albatrose auf Espaniola, landend, startend und brütend umso beeindruckender. Jeder Tag war gekennzeichnet durch zwei Land- und zwei Tauchgänge in dem saukalten Wasser. Für uns war Galapagos die „Arche Noah im Pazific“ . Leider herrschte im darauffolgenden Jahr El-Ninio und Bilder von verhungerten Seelöwen gingen durch die Weltpresse. Diese Jahr ist leider wieder El-Ninio. Habt Ihr davon etwas bemerkt?
    Wir wünschen Euch Beiden ein frohes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch ins Neue Jahr fernab der Heimat. In Gedanken sind wir oft bei Euch und wünschen Euch für die weitere Reise ein unfallfreie Fahrt.
    Herzliche Grüße aus der Magellanstraße in L.-E. von
    Gerd und Inge

    20. Dezember 2015
    Reply

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