Bei unserem 50-jährigen Abitur-Jubiläum im Oktober 2021 erzählt mein Klassenkamerad Frank, mit dem ich in Mönchengladbach von Sexta bis Oberprima gemeinsam die Schulbank gedrückt habe, von einem Segeltörn, den er vor ein paar Wochen als Kapitän in den Kykladen in der Ägäis organisiert und durchgeführt hat. Frank ist einige Jahre als Offizier zur See gefahren und bringt von daher viel Erfahrung sowie die nötigen Patente mit. Auf meine Frage, ob er eine ähnliche Tour auch für mich und ein paar Freunde vorbereiten und durchführen würde, reagiert er positiv.
Und so starten wir Anfang September 2022 zu einem zweiwöchigen Segeltörn in die Ägäis. Wir, das sind langjährige Freunde noch aus Aachener Institutszeiten, konkret Eckerhard und Susanne, Ingo und Ulla sowie Hildegard und ich. Dazu kommen Kapitän Frank mit Frau Bea sowie Gert als Steuermann, ein enger Freund der Beiden, der ebenfalls als Offizier der Handelsmarine auf allen Weltmeeren langjährige Erfahrung gesammelt hat. Wir haben also zwei erfahrene Seebären im Team, denen keiner so leicht etwas vormachen kann.
Ingo, Ulla, Hildegard und ich reisen schon drei Tage vor Start der Segeltour nach Athen und sehen uns in der Stadt um. Wir besuchen das Nationalmuseum, natürlich auch die Akropolis und genießen die besondere Atmosphäre der Stadt.
Als Treffpunkt ist das Café Dia Noche in der Alimos Marina ausgemacht. Nach und nach treffen bis auf Gert alle Teilnehmer ein. Gert stößt erst einen Tag später in Poros zum Team. Frank hat das Schiff, einen Katamaran Bali 4.6, gechartert und übernimmt die mühsame Aufgabe der formalen Übernahme des Schiffes. Dabei treten bereits die ersten Komplikationen auf. So stellt sich beispielsweise heraus, dass bestimmte Schlösser defekt sind und das Schiff nicht abschließbar ist. Der vorbestellte Proviant wird angeliefert, und die noch fehlenden Dinge kaufen wir im nahen Supermarkt ein.
Schon um 7.20 Uhr am nächsten Morgen sind wir unterwegs. Zum Frühstück gibt es zunächst nur eine Tasse Kaffee. Später, als der Seegang dies als halbwegs machbar erscheinen lässt, folgt ein im Stehen geschmiertes Butterbrot. Das Wetter ist ganz hervorragend, aber die ziemlich raue See für die Landratten unter uns doch etwas gewöhnungsbedürftig. Die Segel werden gesetzt, und zügig geht es voran. Eine gewisse Segel-Erfahrung haben an Bord außer Frank und Gert nur Bea und Ingo. Auf diesen vier lastet dann auch zwangsläufig der größte Teil der Arbeit an Deck.
Nach gut 5 Stunden erreichen wir Poros auf der gleichnamigen Insel, die unmittelbar vor der Küste des Peloponnes liegt. Die Marina ist noch fast leer, was sich dann im Laufe des Nachmittags aber dramatisch ändert. Wir sehen uns das malerischen Hafenstädtchen ausgiebig an und warten dann auf Gert, der kurz vor 20.00 Uhr mit der Schnellfähre aus Piräus ankommt.
Auch von Poros aus starten wir am sehr frühen Morgen, denn bis zu unserem Tagesziel Serifos ist es etwa doppelt so weit wie gestern von Alimos nach Poros. Wir müssen uns also auf eine lange Fahrt einrichten. Das Frühstück besteht wie am Vortag aus einer Tasse Kaffee, aber wir hoffen darauf, dass wir unterwegs noch etwas Handfestes in den Magen bekommen. Doch daraus wird erst einmal nichts. Eine Zeitlang befinden wir uns bei erneut herrlichem Wetter noch im geschützten Kanal zwischen Poros und Peloponnes bzw. im Windschatten von Poros, doch dann wird die See immer rauer, und niemandem ist mehr nach essen zumute.
Die Seekrankheit trifft das Team unterschiedlich stark, einige ziehen sich sicherheitshalber in ihre Kabinen zurück. Mir selbst steht nach Aufsuchen der Toilette unten in unserer Kabine der Mageninhalt zugegebenermaßen auch kurzzeitig unmittelbar an der Oberkante der Unterlippe. Aber letztlich geht alles gut, sowohl bei mir als auch bei allen anderen.
Die von Frank als Übernachtungsplatz angepeilte Bucht auf der Westseite von Serifos ist ihm zu windig und auch schon zu voll. Wir segeln daher an der Südküste von Serifos entlang weiter in den fast rundum geschützten Hafen von Livadi. Nach 11 anstrengenden Stunden sind wir endlich da. Alle Liegeplätze am Kai sind jetzt am späten Nachmittag bereits besetzt, und wir ankern daher zwangsläufig mitten im Hafen. Da uns ein Pendelverkehr mit unserem Schlauchboot, dem sogenannten Gummischwein, zu aufwändig erscheint, beschließen wir, zum Essen nicht an Land zu gehen, sondern erstmals selbst zu kochen. Dafür haben wir schließlich eine ganze Reihe von Expertinnen an Bord. Es gibt leckeres Ratatouille mit Spaghetti und zum Nachtisch Honigmelone.
Da Eckerhard und ich an Bord nicht gänzlich nutzlos oder als reine Fracht oder gar als Ballast gelten wollen, übernehmen wir beide die regelmäßig anstehenden niederen Arbeiten, sprich den Abwasch. Das können wir immerhin, was wir in der Folge jeden Tag aufs Neue beweisen. Vor allem Eckerhard erweist sich als Abwasch-Virtuose. Und wir beide fühlen uns dadurch als wertvolle und anerkannte Mitglieder unserer Schicksalsgemeinschaft.
Am Abend stellt sich heraus, dass eine der vier Toiletten an Bord verstopft ist. Dieses Problem kommt Hildegard und mir sehr bekannt vor. Bei unserer Segeltour rund um Spitzbergen vor drei Jahren hatten wir diese Situation schon einmal. Gert versucht die Verstopfung noch am späten Abend zu beseitigen, ist letztlich aber erfolglos. Vor allem für Ulla ist der Defekt ziemlich unangenehm. Notgedrungen wird von ihr ein an Bord vorhandener Putzeimer zum Toiletteneimer umfunktioniert.
Am Morgen telefoniert Frank mit der Charterfirma und bekommt vorgeschlagen, den Hauptort Parikia auf der Insel Paros anzufahren und einen dort ansässigen Mechaniker nach der Toilette sehen zu lassen. Die Fahrt nach Paros dauert immerhin 6 Stunden, ist aber zum Glück deutlich weniger wackelig als die am Vortag. Jeder an Bord sucht sich ein passendes Plätzchen und genießt das vorbeiziehende Panorama. Im Hafen von Parikia finden wir einen schönen Liegeplatz am Kai, unmittelbar im Zentrum des Ortes. Wegen des herrschenden Windes ist das Anlegemanöver relativ schwierig, und das gilt nicht nur für uns, sondern vor allem auch für ein nach uns eintreffendes französisches Boot, das von unserer Crew massiv unterstützt werden muss, bis es sicher vertäut neben uns am Kai liegt.
Die kurzen Wege machen das Auffrischen unserer Vorräte sehr einfach und angenehm. Und am Abend sitzen wir gemeinsam nur ein paar Meter von unserem Schiff entfernt in einem Restaurant und genießen griechische Küche, griechischen Wein und frisch gezapftes Bier.
Nach einem endlich einmal ausgiebigen und geruhsamen Frühstück erscheint am nächsten Morgen mit einer guten halben Stunde Verspätung der Mechaniker und kümmert sich um die Toilette. Zu unserer Überraschung findet er nur normales Toilettenpapier, das sich verklemmt hat, und betrachtet die Angelegenheit damit als erledigt. 150 Euro wechseln den Besitzer, doch schon am nächsten Tag ist die Toilette erneut verstopft. Jetzt begeben sich Gert und Ingo an die Reparatur, finden auch die eigentliche Ursache des Problems, nämlich eine Unterbrechung zwischen Pumpenmotor und Flügelrad, und kleben alles notdürftig wieder zusammen. Die Toilette funktioniert wieder, wird in der Folge aber sicherheitshalber nur für „kleine Geschäfte“ eingesetzt.
Die 5-stündige Fahrt von Parikia zur Insel Ios ist völlig entspannt. Wir ruhen uns aus und bewundern die vielen Kitesurfer, die kreuz und quer über das Wasser jagen. Die Hafeneinfahrt von Chora, dem Hauptort von Ios und dem südlichsten Punkt unseres Törns, ist dann sehr malerisch und erweist sich als vergleichsweise eng. Trotzdem herrscht im Hafen ein kräftiger Wind, der das Anlegen zu einer echten Herausforderung macht. Da wir schließlich erneut erfolgreich an einem Kai mitten im Ort festmachen, können wir am Abend ein weiteres Mal ganz in der Nähe unseres Schiffes genüsslich essen gehen.
Nach dem entspannten Frühstück – das wird jetzt so langsam zur Tradition – geht es bei überraschend ruhiger See zu den kleinen Inseln südlich von Naxos. Die erste angesteuerte Bucht auf Schinoussa müssen wir leider schnell wieder verlassen. Es liegt bereits ein Segelboot vor Anker, und für zwei Schiffe ist es unserem Kapitän Frank einfach zu eng. In der ähnlich schönen Nachbarbucht werden wir dagegen fündig. Hier ist deutlich mehr Platz, aber ebenfalls kein Ort in der Nähe und somit wieder Selberkochen angesagt.
Erstmals auf der Tour bekommen wir die Chance, ausgiebig schwimmen zu gehen. Hildegard und ich legen unsere ABC-Ausrüstungen an und springen ins Wasser. Doch leider erweist sich die Unterwasserwelt als ziemlich uninteressant. Wir finden nur wenige kleine Fische und auch sonst nicht viel Aufregendes. Zurück an Bord rutsche ich dann mit meinen nassen Füßen auf der glitschigen Kabinentreppe aus und falle heftig rückwärts mit der rechten Seite auf die Stufen. Der Fall ist nicht sehr tief, sorgt aber in der Folge für Nächte mit ziemlichen Schmerzen und wenig Schlaf.
Am nächsten Morgen fahre ich nach dem Frühstück mit Gert im Gummischwein zur Ankerkette, um zwei Leinen, die falsch eingehängt sind und uns schon seit Tagen ärgern, richtig zu platzieren. Dies erweist sich als schwierig, vor allem, weil der Rückwärtsgang des Außenbordmotors nicht funktioniert, wir unter dem Schiff zwischen den beiden Kielen hängen und versuchen müssen, die Position zu halten, gleichzeitig zu arbeiten und anschließend irgendwie wieder herauszukommen. Wir sind auch nur halb erfolgreich. Doch später am Tag beenden Ingo und Gert dann die angefangene Arbeit.
In ruhiger See starten wir unsere Fahrt nach Amorgos und steuern eine kleine Badebucht am Westende der Insel an. Der hier liegende Kalotaritissa Beach scheint bei Bootstouristen relativ unbekannt zu sein. Nur ein einziges Schiff mit dänischer Flagge und einem älteren Ehepaar an Bord wirft später am Nachmittag in unserer Nähe Anker. Ansonsten sind lediglich ein paar sehr malerisch bunte einheimische Boote zu sehen.
Das Schnorcheln in der Bucht ist ganz nett, viel besser als am Vortag. Hildegard und ich sehen erstmals auch größere Fische sowie attraktive Felsformationen. Nach dem Essen machen einige von uns dann noch einen Landgang mit dem Gummischwein. Wir laufen ein Stück den Berg hoch und bewundern den Sonnenuntergang auf der anderen Seite.
Schon vor dem Frühstück drehen Hildegard und ich schwimmend unsere Runden um das Schiff. Und bereits während des Geschirrabwaschens sind wir wieder unterwegs. Unsere Fahrt nach Katapola währt aber nur eine überschaubare Stunde. Katapola ist der Hauptort von Amorgos und verfügt über einen der größten natürlichen Häfen in Griechenland. Hier kommen wir so früh an, dass die abreisenden Schiffe noch gar keinen Platz am Kai freigemacht haben. Zunächst sind noch alle Liegeplätze belegt. Vorübergehend parken wir daher längsseits an der Fähranlegestelle. Dann wird ein Platz für uns frei.
Wir liegen mitten im Ort. Gefühlt ist dies der bisher schönste Liegeplatz der Reise. Hildegard und ich machen uns zu Fuß auf zur Erkundung der Gegend. Die anderen tun es uns später nach. Wir laufen um die Bucht herum und entdecken auf einem Friedhof ein ungewöhnliches Beinhaus. Die Überreste der schon vor längerer Zeit gestorbenen Toten sind in kleinen Kisten, etwas größer als Schuhkartons, aufbewahrt, auf der Vorderseite mit Namen, Geburts- und Sterbedaten und häufig auch einem Foto versehen. Für uns ein sehr ungewöhnlicher Umgang mit Verstorbenen.
Unser Mittagessen nehmen wir im Restaurant Fata Morgana ein, an einem herrlichen Platz direkt am Wasser mit tollem Blick über die Bucht. Und zurück an Bord können wir dann beobachten, wie die riesigen Fährschiffe verschiedener Reedereien direkt neben uns ankommen und nach kurzer Zeit wieder ablegen. Alles sieht sehr gut organisiert aus, und der Wettbewerb zwischen den verschiedenen Fährgesellschaften ist offensichtlich ganz enorm. Zwischen den verschiedenen Inseln umherzureisen, scheint jedenfalls überhaupt kein Problem zu sein.
Ein Australier nebenan verhakt beim Ankerlichten seinen Anker mit einer anderen Ankerkette und hat ziemliche Mühe, sich wieder zu befreien. Später am Abend haben wir dann nach zwei Tagen Pause wieder die Chance, ein Restaurant aufzusuchen. Selbstverständlich nutzen wir diese.
Mit der Abfahrt müssen wir am nächsten Morgen bis 8.00 Uhr warten. Erst dann legt die Fähre ab, deren Ankerkette die der anderen Boote, auch unsere, möglicherweise überlagert hat. Unser Tagesziel ist die Trauminsel Mykonos weit im Norden. Es herrscht zur Abwechslung mal zu wenig Wind, so dass wir mit Motorunterstützung fahren müssen.
Nach gut 8 Stunden erreichen wir den Hafen von Mykonos – und erleben eine Überraschung. Uns wird nämlich ein Liegeplatz verweigert. Wir hätten uns am Vortag anmelden müssen. So fahren wir an dicken Kreuzfahrtschiffen vorbei wieder aus dem Hafen heraus und steuern Tinos auf der gleichnamigen Nachbarinsel an. Nach einer guten Stunde kommen wir dort an.
Die Stadt Tinos wirkt auf uns wie eine Großstadt. Wir bekommen einen tollen Liegeplatz mitten im Zentrum zugewiesen. Direkt vom Schiff aus führt eine fast mondän anmutende Straße hoch zur über der Stadt thronenden Kirche. Alles wirkt außerordentlich sauber und geradezu edel. Es gefällt uns spontan so gut, dass wir beschließen, zwei Nächte zu bleiben.
Die bereits angesprochene Kirche Unserer Lieben Frau von Tinos, auch Panagía Evangelístria, ist der wichtigste Marienwallfahrtsort Griechenlands. Tinos wird sogar oft als griechisches Lourdes bezeichnet. Die Geschichte dahinter ist einigermaßen ungewöhnlich. Während des griechischen Unabhängigkeitskampfes gegen die Türken in den 1820er Jahren erschien die Gottesmutter mehreren Personen im Traum und forderte sie auf, an einer bestimmten Stelle nach einer Marien-Ikone zu graben. Diese wurde nach längerer Suche auch tatsächlich gefunden. Der Fund wurde als göttliches Zeichen gedeutet und beflügelte die Griechen in ihrem Freiheitskampf. Eine Kirche mit Kloster wurde gebaut, und die wundertätige Ikone darin ausgestellt und so dem Volk zugänglich gemacht.
Bei unserem Besuch wartet eine lange Schlange von Gläubigen darauf, die Ikone zu sehen, zu berühren und nach Möglichkeit auch zu küssen. Vor jedem neuen Gläubigen wird das Glas vor der Ikone von einem Bediensteten mit Desinfektionsmitteln besprüht und abgewischt.
Frank, Bea, Gert, Hildegard und ich lassen es in Tinos ruhig angehen. Eckerhard, Susanne, Ingo und Ulla degegen begeben sich auf eine mehrstündige geführte Bustour über die Insel. Abends sitzen wir dann alle gemeinsam auf unserem Schiff zusammen und lassen den Trubel der Welt an uns vorbeiziehen. Gefühlt sitzen wir mitten drin im Geschehen. Passanten schlendern im Abstand von wenigen Armlängen vorbei, und die Pferdekutschen fahren nur wenige Meter von unseren Logenplätzen entfernt auf und ab. Es ist wirklich ganz einfach nur toll. Und wenn ich geschrieben habe, dass uns Katapola auf Amorgos besonders gut gefallen hat, dann muss ich jetzt ergänzen, dass dies für Tinos mindestens in gleichem Maße gilt.
Am nächsten Tag hat Gert Geburtstag. Er bekommt einen kleinen Kuchen überreicht, mit drei brennenden Kerzen und der Zahl 69 darauf, seinem aktuell erreichten Lebensalter entsprechend. Beim Ankerlichten passiert uns dann ein kleines Malheur. Der Anker verhakt sich mit der Ankerkette eines anderen Schiffes. Mit Bootshaken und Leine löst Gert das Problem aber sehr schnell und souverän, und wir können unsere Reise fortsetzen.
Schon eine gute Stunde später werfen wir in einer sehr schönen Bucht auf der kleinen Nachbarinsel Rinia Anker. Hier genießen wir einen sehr entspannten Tag mit Schwimmen, Schnorcheln und Spielen. Es ist richtig wie Urlaub. Eine Flasche leider etwas verkorkten Sekt auf unser Geburtstagskind Gert trinken wir auch noch. Ein weiterer Wermutstropfen ist, dass uns niemand das Kochen und Abwaschen abnimmt.
Am nächsten Morgen kann Frank es gar nicht abwarten. Schon um 6.50 Uhr sind wir unterwegs. Da ist die Sonne noch gar nicht aufgegangen, und ich liege noch im Bett. Aber heute stehen lange 50 Seemeilen bis Kythnos an, die viel Zeit beanspruchen.
Nach einiger Zeit höre ich Rufe: Delfine, Schweinswale. Ich greife nach meiner Kamera und eile nach vorne zum Bug des Schiffes, wo sich der Rest des Teams schon versammelt hat. Mit einer Ausnahme bekommen alle die Schweinswale zu sehen. Die Ausnahme bin ich. Als ich vorne ankomme, sind die netten Tierchen schon wieder weg.
In unmittelbarer Nähe unseres Zielortes Apokrousi Beach auf Kythnos bietet sich uns ein seltsamer Anblick. Am 2. September, also knapp drei Wochen vor unserem Eintreffen, ist hier die 49 m lange Superyacht 007 in unmittelbarer Nähe des Ufers auf Grund gelaufen und gekentert. Menschen kamen zum Glück nicht zu Schaden. Hinter der kieloben auf dem Strand liegenden Yacht hält ein großes rotes Bergungsschiff die Stellung. Mein erster verrückter Eindruck, als ich noch nichts von der Geschichte des Unfalls weiß, ist: Ein Schiff mit Schneepflug. Denn genauso sieht es für mich aus.
Vor dem Frühstück drehe ich mit Ingo ein paar Runden im Wasser. Und um 8.20 Uhr geht es dann wieder los, während Eckerhard und ich noch mit dem Abwasch beschäftigt sind. Ausnahmsweise ist es mal bewölkt, dazu relativ frisch und ziemlich windig. Die See ist aufgewühlt, und unser Schiff schaukelt folglich sehr heftig. Als ich laut frage, bei welcher Neigung unser Boot wohl kentert, findet Ulla das kein bisschen lustig.
Nach gut 5 Stunden erreichen wir Kap Sounion und ankern unmittelbar unterhalb des Poseidon-Tempels an einem geradezu genialen Ankerplatz, der allerdings offenbar auch vielen anderen Bootsbesatzungen bekannt ist. Mit Franks Spezialkamera erstellen wir ein Gruppenfoto mit der gesamten Besatzung, das zukünftige Generationen an uns erinnern soll. Ansonsten genießen wir ganz einfach nur das herrliche Panorama.
Beim Schwimmen am Abend und auch am nächsten Morgen bin ich alleine unterwegs. Ansonsten beginnt der letzte Fahrtag der Reise mit einem geruhsamen Frühstück. Erst um 9.30 Uhr geht es los, und nach einer entspannten und ruhigen Fahrt erreichen wir kurz vor 15.00 Uhr Alimos Marina. Das Boot wird gecheckt, der Rumpf von einem Taucher inspiziert und die defekte Toilette mit neuem Motor versehen. Auch die verschmutzten Sensoren, die auf beiden Seiten des Schiffes dazu geführt hatten, dass die Pumpen des Grauwassersammlers zeitweise ununterbrochen liefen und nicht mehr abgeschaltet werden konnten, werden gereinigt. Um die Sensoren hatte sich Gert unterwegs auch schon einmal kümmern müssen.
Ein letzter gemütlicher Abend auf dem Schiff bildet dann fast schon den Abschluss der Reise, ein gemeinsames Frühstück im Dia Noche am nächsten Morgen den wirklichen Schlusspunkt. Eine sehr schöne und interessante Reise geht zu Ende. Frank, Bea, Gert, Ingo und Ulla fahren zum Flughafen, Eckerhard und Susanne noch für eine Nacht in ein Hotel im Zentrum von Athen und Hildegard und ich für eine knappe Woche in ein Strandhotel ca. 50 km weiter südlich. Hier gibt es Rundumversorgung, ohne Kochen und Abwaschen. Auch mal schön.
Lieber Franz,
toller Bericht, da zeigt sich der Reiseprofi!
Dreimal Hoch und ein Dankeschön von Herzen!!
Dein Gert
PS: Ich bestätige, dass der Bericht frei von Seemannsgarn ist 🙂