Ecuador – von Macará nach Quito

Der stark frequentierte Grenzübergang von Peru nach Ecuador auf der Küstenstraße gilt als der unangenehmste in ganz Südamerika. Daher wählen wir lieber denjenigen weiter im Landesinnern bei Macará. Und eigentlich geht hier auch alles ganz zügig vonstatten. Doch zum Abschluss verlangt der ecuadorianische Aduanero Kopien von Pass, Kfz-Schein, Führerschein und Einreisestempel – und schickt uns zu Fuß über die Grenzbrücke zurück nach Peru, um diese dort machen zu lassen. Dort gibt es aber, wie wir schnell feststellen, überhaupt kein Geschäft mit Kopiergerät, lediglich die peruanische Aduana hat ein solches – und der Grenzer dort erbarmt sich unser, ganz unbürokratisch und sehr zu unserer Überraschung. Zurück in Ecuador scannt unser ecuadorianischer Zöllner verschiedene Unterlagen von uns ein und druckt abschließend das Zolldokument für Leoni aus. Er verfügt also über Scanner und Drucker – und schickt uns trotzdem zum Kopieren zurück nach Peru. Bienvenido à Ecuador. Wir empfinden das als nicht besonders gut gelungenen Einstand.

Grenze zu Ecuador
Grenze zu Ecuador

Eine Autoversicherung für Ausländer ist in Ecuador erstaunlicherweise nicht vorgeschrieben. Es gibt an der Grenze auch keine Möglichkeit, eine zu kaufen. Nach Aussage der Zöllner verkauft aber die Bank im nahe gelegenen Macará entsprechende Policen. Doch das ist wieder eine der vielen Falschinformationen, denn dort verweist man uns weiter an die Banco Pichincha in der Provinzhauptstadt Loja.
Am Folgetag führe ich dort langwierige Verhandlungen in meinem besten Spanisch, zum Teil am Telefon. Was ich immerhin verstehe, ist, dass es keine Versicherung für zwei Monate gibt, sondern nur eine für ein ganzes Jahr. Die Kosten für Leoni würden dann ca. 1.800 US $ betragen. Zum Vergleich: In Peru hatten wir für drei Monate umgerechnet 18,60 Euro bezahlt. Ich finde den geforderten Preis etwas happig und verzichte auf den Vertragsabschluss. Und so fahren wir weiter ohne Autoversicherung durch das Land.
Was uns nach dem Grenzübertritt sofort auffällt, ist die im Vergleich zum sehr schmutzigen Nord-Peru geradezu extreme Sauberkeit. Und das ist keine vorübergehende Erscheinung, sondern es bleibt so, zumindest entlang der Hauptstraßen. Alle paar Kilometer stehen im ganzen Land einheitlich designte Schilder am Straßenrand mit meist positiven Botschaften der Art „Wasser ist Leben – Du verschmutzt es nicht“, „Bäume sind die Lunge der Erde – Du schützt sie“, „Du wirfst keinen Abfall an den Straßenrand“, etc. Und diese ständig wiederholte Botschaft wirkt offenbar. Die Straßen sind erstaunlich sauber. Allerdings wird das Ganze unterstützt durch öffentliche Müllsammler, die den trotz aller Erziehungsmaßnahmen aus Autos und Bussen fliegenden Abfall am Straßenrand einsammeln und entsorgen. Sobald man sich weiter von den Hauptstraßen entfernt, ändert sich das positive Bild leider, vor allem in den indigenen Ortschaften. Dort sieht es bedauerlicherweise oft ähnlich aus wie in Nord-Peru.

Originelle Schilder, die ein sauberes Ambiente einfordern
Originelle Schilder, die ein sauberes Ambiente einfordern

Von Loja aus, das bereits auf 2.100 m mitten in den Anden liegt, wenden wir uns für einen Abstecher nach Süden und fahren nach Vilcabamba. Dort richten wir uns für ein paar Tage auf dem Parkplatz des wunderschön gelegenen und sehr angenehmen Hotels Izhcayluma ein. Dessen deutsche Besitzer haben ein erstaunlich umfassendes Wanderwegsystem um Vilcabamba herum angelegt, mit einer Ausschilderung und auch Wanderkarten, die es mit Schwarzwald- oder Schwäbischem-Alb-Verein aufnehmen können. Wir nutzen das System ausgiebig.

Oberhalb von Vilcabamba unterwegs
Oberhalb von Vilcabamba unterwegs
Üppig grünes Tal bei Vilcabamba
Üppig grünes Tal bei Vilcabamba

Am Nachmittag unseres zweiten Tages in Vilcabamba braut sich ein Gewitter zusammen. Es dauert mehrere Stunden, bis der erste Regen fällt, aber dann regnet es lange und wie aus Eimern. Es ist der erste Regen in der Gegend seit über fünf Monaten, konkret seit Mitte Mai. Die Einheimischen reden vom Beginn der Regenzeit. Diese soll dieses Jahr wegen eines besonders stark ausgeprägten El Niños ungewöhnlich heftig ausfallen. Auch für uns ist es der erste Regen in Südamerika seit langem. Auf unserer bisherigen Reise haben wir die Route immer so gewählt, dass wir möglich nur Schönwetterzonen durchfahren. Das hat auch außergewöhnlich gut geklappt. Aber jetzt wird sich das wohl ändern. Die anstehende Regenzeit im nördlichen Südamerika wird uns unweigerlich erfassen.

Blick von der Avenida Loja aus auf die Kathedrale von Cuenca
Blick von der Avenida Loja aus auf die Kathedrale von Cuenca
Kuppeln der Kathedrale von Cuenca
Kuppeln der Kathedrale von Cuenca
Vorderansicht der Kathedrale von Cuenca
Vorderansicht der Kathedrale von Cuenca

Bis zu unserem nächsten Ziel Cuenca haben wir gut 230 km vor uns. Die Strecke ist extrem gebirgig, aber immer gut zu fahren. Die Straßen in Ecuador sind generell in exzellentem Zustand, was bei der fast immer schwierigen Topografie des Landes ganz sicher keine Selbstverständlichkeit ist. Auf unserer aktuellen Strecke geht es ständig rauf und runter. Der höchste Punkt liegt bei über 3.500 m. In den ersten Stunden schaffen wir trotz aller Bemühungen nur einen Schnitt von 40 km/h. Danach wird es etwas besser.
In Cuenca angekommen fahren wir die Cabañas Yabancay an. Laut Reiseführer ist das eine Mischung aus Bauernhof, Kommune, Park- und Schrottplatz, was es ganz gut trifft. Aber die Lage ist ziemlich genial und macht gewisse Defizite wieder wett. Zu Fuß geht es von hier die wunderschöne Avenida Loja hinunter, immer genau auf die Kathedrale im Zentrum zu, die in einer halben Stunde erreicht ist. Sie ist das Wahrzeichen der Stadt, erst ab 1885 erbaut und von außen etwas klotzig wirkend. Innen ist sie dagegen sehr ansehnlich. Letzteres gilt auch für das gesamte koloniale Zentrum der Stadt, das wir durchstreifen und das uns ausnehmend gut gefällt. Bei einer Stadtrundfahrt mit einem oben offenen Doppeldeckerbus bekommen wir bei bestem Wetter viele weitere schöne Perspektiven geliefert.

Für die anstehende Unabhängigkeitsfeier am 3. November festlich geschmückte Straße in Cuenca
Für die anstehende Unabhängigkeitsfeier am 3. November festlich geschmückte Straße in Cuenca
Erfolgreicher Panama-Hut-Verkäufer in Cuenca. Panama-Hüte kommen übrigens nicht aus Panama, sondern aus dem südlichen Ecuador
Erfolgreicher Panama-Hut-Verkäufer in Cuenca. Panama-Hüte kommen übrigens nicht aus Panama, sondern aus dem südlichen Ecuador

Ingapirca gilt als die wichtigste archäologische Stätte in Ecuador. Ursprünglich vom Volk der Cañaris errichtet, wurde sie nach der Eroberung von den Inkas übernommen und überbaut. Der Eintritt für Ausländer kostet 6 US $ pro Person. Dafür bekommen wir zusätzlich das Recht eingeräumt, auf dem Parkplatz der Anlage zu übernachten. Das Problem ist nur, dass der Parkplatz voll ist. Wir müssen bis kurz vor Schließung des Geländes am Abend warten, bis wir unseren Übernachtungsplatz einnehmen können. Bei der Gelegenheit sollte ich erwähnen, dass Ecuador im Jahr 2001 seine eigene Währung, den Sucre, abgeschafft und den US-Dollar als alleiniges Zahlungsmittel übernommen hat.

Landschaft bei Ingapirca
Landschaft bei Ingapirca
Nicht von Erfolg gekrönter Versuch, weitere junge Llamas zu generieren. Die Tonspur kann bedauerlicherweise nicht mitgeliefert werden.
Nicht von Erfolg gekrönter Versuch, weitere junge Llamas zu generieren. Die Tonspur kann bedauerlicherweise nicht mitgeliefert werden.

Die Anlage von Ingapirca, die wichtigste Inka-Ruine Ecuadors, auf unserem weiteren Weg Richtung Norden ist ganz nett, aber nicht mit Pisac, Ollantaytambo, geschweige denn Macchu Pichu zu vergleichen. Wir besichtigen sie auf einer geführten Tour und erkunden die nähere Umgebung erst am nächsten Morgen, und zwar völlig allein. Weitere Besucher kommen erst später, und wir genießen eine völlig touristenfreie Zone. Besonders bemerkenswert ist El Ojo del Sol, das Auge der Sonne, eine natürliche und ungewöhnliche Formation im Gestein in der Nähe von Ingapirca. Alexander von Humboldt, der die Anlage gut 200 Jahre vor uns besucht hat, berichtet, dass die Einheimischen ihm erzählt haben, dass das Ojo del Sol die Cañaris seiner Zeit und lange vor den Inkas dazu animiert hat, hier den ersten Tempel zu bauen.

Der Sonnentempel von Ingapirca
Der Sonnentempel von Ingapirca
El Ojo del Sol, das Auge der Sonne, angeblich Auslöser für den Bau des Tempels
El Ojo del Sol, das Auge der Sonne, angeblich Auslöser für den Bau des Tempels

In Guamote, ca. 50 km südlich von Riobamba, findet donnerstags ein Bauernmarkt statt, zu dem die Indígenas aus den umliegenden Bergen zusammenkommen, um ihre Produkte zu verkaufen und sich mit allem Nötigen zu versorgen. Wir finden am Vortag des Marktes einen Stellplatz in der Nähe des Hotels Inti Sisa, das von einer belgisch-ecuadorianischen Stiftung betrieben wird, die sich vorzugsweise um Erwachsenenbildung kümmert und ihre Aktivitäten großenteils über das Hotel finanziert. Die jungen belgischen Betreiber von Inti Sisa hatten uns unseren Stellplatz empfohlen. Als kleine Gegenleistung essen wir im Hotelrestaurant zu Abend.

Agrarerzeugnisse werden auf den Markt von Guamote gebracht
Agrarerzeugnisse werden auf den Markt von Guamote gebracht
Obst- und Gemüsemarkt in Guamote
Obst- und Gemüsemarkt in Guamote

Am nächsten Morgen inspizieren wir den Markt. Und der ist überall im Ort. Praktisch alle Straßen sind mit Marktständen zugebaut. Es werden nicht nur Agrarprodukte verkauft, sondern auch Schmuck, Stoffe, Hüte, Eisenwaren, Gasherde, eigentlich alles, was man sich vorstellen kann. Natürlich gibt es auch in reichlichen Mengen Imbissstände, an denen u.a. Hühnerfüße, Meerschweinchen (Cuyes) und auch komplette große Hausschweine gegrillt und portionsweise verkauft werden. Es wuselt im Ort, und die Marktbesucher sind praktisch ausschließlich Einheimische. Touristen sehen wir höchstens ein halbes Dutzend.

Schmuckverkäuferin mit Kundinnen
Schmuckverkäuferin mit Kundinnen
Hühnerfüße scheinen wie in China eine Delikatesse zu sein
Hühnerfüße scheinen wie in China eine Delikatesse zu sein
Es wird gehandelt und probiert, …
Es wird gehandelt und probiert, …
... diskutiert …
… diskutiert …
… und auch gelacht
… und auch gelacht

Der Tiermarkt wurde vor ein paar Jahren aus hygienischen Gründen aus dem Ort verbannt und findet etwa einen Kilometer außerhalb des Zentrums statt. Besonders ungewöhnlich für uns ist der Meerschweinchen-Markt. Cuyes sind wie schon angedeutet in den Andenstaaten eine Delikatesse und werden fleißig gehandelt. Am meisten Spaß machen uns jedoch zwei Schafe, die um keinen Preis von ihren neuen Besitzern abgeführt werden wollen. Sie sträuben sich nach Kräften, bieten eine filmreife Vorführung und tolle Fotomotive.

Meerschweinchen werden nicht als Kuscheltiere gehandelt, sondern kommen gegrillt auf den Tisch.
Meerschweinchen werden nicht als Kuscheltiere gehandelt, sondern kommen gegrillt auf den Tisch.
Diese Schafe wollen um keinen Preis von ihren neuen Besitzern abgeführt werden.
Diese Schafe wollen um keinen Preis von ihren neuen Besitzern abgeführt werden.

Mittags fahren wir weiter nach Riobamba, das auf immerhin schon 2.850 m liegt. Hier dauert es eine Weile, bis wir einen passenden Stellplatz gefunden haben. Das angestrebte Hostal Rincón Aleman hat eine zu niedrige Zufahrt, die zweite Wahl Hotel El Garpón ist eine Baustelle und geschlossen, und die dritte Wahl Oasis 2 können wir nicht identifizieren. Es gibt kein Hinweisschild, nichts. Dabei stehen wir unmittelbar davor. Während ich zu Fuß den Block umkreise, um einen Eingang zu finden, wird Hildegard vom Besitzer von Oasis 2 angesprochen, ob wir einen Stellplatz suchen. Der Ort ist nur in unserem Navi-System OsmAnd als Wohnmobilstellplatz eingetragen und in keinem Reiseführer erwähnt. Wir passen gerade hinein in den sehr schönen Innenhof mit einer dicken Palme und wunderschönen Blumen. Für ein zweites Wohnmobil wäre kaum noch Platz. Der Hof ist perfekt abgesichert mit Stacheldraht über dem mit mehreren Schlössern und einem Holzbalken gesicherten Tor sowie Glasscherben auf den Mauern.

Straßenszene in Riobamba
Straßenszene in Riobamba
In Riobamba beim Fotografieren fotografiert
In Riobamba beim Fotografieren fotografiert

Der große Vorteil unseres Stellplatzes ist die Nähe zum Zentrum. Fünf Minuten Fußmarsch, und wir sind mitten drin. Riobamba ist eine nette, angenehme Stadt, verfügt aber über keine außergewöhnlichen baulichen Attraktionen. Wir laufen kreuz und quer und besichtigen u.a. den sehr schön restaurierten Bahnhof. Schon in sechs Wochen, im Dezember, sollen wieder Züge von Riobamba zur Nariz del Diablo, der Teufelsnase, fahren. Und nächstes Jahr wieder durchgehende Züge von Quito nach Guayaquil. Gleise und Gleisbett sind bereits in erstklassigem Zustand. Das haben wir schon in Guamote und auch entlang der Strecke feststellen können. Mal sehen, ob es klappt. Eine Wiederaufnahme des Zugverkehrs auf dieser einmaligen Strecke wäre jedenfalls begrüßenswert. 1982 war die Strecke noch offen, inklusive der berühmten Zick-Zack-Fahrt an der Nariz del Diablo. Ein paar Jahre später wurde die Strecke jedoch durch einen Felssturz verschüttet und seither nicht wieder eröffnet.

Mittagsrast in kolonialem Innenhof eines Restaurants in Riobamba
Mittagsrast in kolonialem Innenhof eines Restaurants in Riobamba

Samstags findet in Riobamba ein großer Markt statt, den wir uns gerne ansehen wollen. Doch es regnet die ganze Nacht von Freitag auf Samstag, und der Regen hört auch am Morgen nicht auf. Wir beschließen, auf den Markt zu verzichten, fahren stattdessen nach Baños und hoffen auf Wetterbesserung. Unterwegs geht es dicht am Chimborazo vorbei, dem mit 6.310 m höchsten Berg Ecuadors, von dem aber leider wegen der schlechten Witterung absolut nichts zu sehen ist.
Baños liegt auf nur noch 1.800 m Höhe am Ostabhang der Cordillere und ist ein wichtiges Tor zum Amazonas. Wir finden unseren Stellplatz im Hinterhof des Hostals Backpackers Los Pinos. Bei unserer Ankunft regnet es noch leicht, doch der Regen hört bald auf, so dass wir eine erste trockene Runde durch die Stadt machen können. Was wir dort erleben, ist das Touristischste, was wir auf der gesamten bisherigen Reise gesehen haben. Eine Souvenir-Bude neben der anderen, Restaurants, Tour Agencies, etc. Schlimmer als San Pedro de Atacama in Chile oder El Chaltén und Calafate in Argentinien, die auf den Plätzen folgen.

Oberhalb von Baños unterwegs
Oberhalb von Baños unterwegs

Wunderschön ist dagegen die unmittelbare Umgebung von Baños. Die Stadt liegt in einem Kessel, der vom Rio Pastaza durchflossen wird, und ist auf allen Seiten von hohen Bergen umgeben. Den höchsten dieser Berge, den sehr aktiven Vulkan Tunguráhua in unmittelbarer Nähe der Stadt, bekommen wir wegen der vielen Wolken leider nicht zu sehen. Aber immerhin schaffen wir einen wunderschönen Wanderweg am Hang über der Stadt, und das sogar bei trockenem Wetter.
Unser nächstes Ziel ist die Laguna Quilotoa. Dies ist ein fast kreisrunder Kratersee auf 3.850 m. Auf dem Weg dorthin ist das Wetter wieder leicht durchwachsen. Hinter Ambato wird die Panamericana plötzlich übergangslos zur 8-spurigen, aber wenig befahrenen Autobahn. Es entsteht ein völlig neues Fahrgefühl. Jedoch schon in Latacunga biegen wir wieder auf eine Nebenstrecke nach Westen ab. Es geht steil bis auf über 4.000 m hoch. Leoni qualmt wie eigentlich überhaupt noch nie. Und das so lange, bis ich vom hinteren auf den vorderen Tank umschalte. Dieser enthält noch zum Großteil Diesel vom vorletzten Tankstopp. Beim letzten Tanken haben wir offenbar sehr schlechten Diesel erwischt. Und siehe da, das Qualmen hört fast schlagartig auf. Es ist nicht zu glauben. Bei der Gelegenheit muss ich erwähnen, dass Diesel und auch Benzin in Ecuador erstaunlich kostengünstig sind. Die Gallone Diesel kostet nur ungefähr einen Dollar. Das entspricht ca. 25 Eurocent pro Liter. Der Nachteil ist, dass die Qualität leider oft nicht stimmt.

Kratersee Quilotoa mit Vulkan Iliniza im Hintergrund
Kratersee Quilotoa mit Vulkan Iliniza im Hintergrund
Am Kraterrand der Laguna Quilotoa
Am Kraterrand der Laguna Quilotoa
Ungewöhnlich steiles Kartoffelfeld im Krater der Laguna Quilotoa
Ungewöhnlich steiles Kartoffelfeld im Krater der Laguna Quilotoa

In Quilotoa am Eingang zum Kratersee zahlen wir jeder zwei Dollar Eintritt und haben damit auch das Recht erwirkt, auf einem Parkplatz mitten im Ort zu übernachten. Das Gelände vor dem Kraterrand ist nagelneu gestaltet und voll touristisch „aufgemotzt“. Das Ganze ist etwas übertrieben. Aber die Blicke runter auf den Kratersee und auch in die ihn umgebende Landschaft mit dem Vulkan Iliniza im Hintergrund sind phantastisch. Wir bleiben zwei Nächte an diesem außergewöhnlichen Ort und erkunden die Umgebung, vor allem durch Spaziergänge am Kraterrand entlang. Im Krater selbst sind Kartoffelfelder angelegt, die zum Teil Steigungen von geschätzten 50 Grad haben. Vor allem das Ernten muss eine unvorstellbare Knochenarbeit sein.

Kinder aus dem Hort in der ehemaligen Hostería Rancho Müller in Saquisilí
Kinder aus dem Hort in der ehemaligen Hostería Rancho Müller in Saquisilí

Von Quilotoa aus fahren wir zurück zur Panamericana, auf die Avenida de los Vulcanes oder die Straße der Vulkane, wie Alexander von Humboldt die Strecke treffend genannt hat. Irgendwann hat uns die wie schon erwähnt mit üppigen 8 Spuren versehene Autobahn wieder. Erstaunlicherweise gibt es auf dieser sehr aufwändigen Autobahn Ampeln. Eine dieser Ampeln ist rot und zwingt uns zum Halten, und wir ahnen noch nicht, dass wir nach einer Schleife genau an dieser Ampel die Autobahn queren werden, um zu unserem Ziel Saquisilí zu gelangen. Dort findet am nächsten Morgen ein großer Markt statt, den ich aus der Vergangenheit noch in bester Erinnerung habe. Wir gehen einem Hinweis in einem unserer Reiseführer nach und versuchen die Hostería Rancho Müller zu finden, die einem Deutschen gehört. Dieser ist jedoch schon vor einiger Zeit zurück nach Deutschland gezogen, und sein Anwesen ist inzwischen völlig heruntergekommen. In den noch nicht komplett zusammengefallenen Gebäudeteilen befindet sich jetzt ein Kinderhort für insgesamt 30 Ein- bis Dreijährige. Das Positive daran für uns ist, dass die Hortleiterin Marcela uns erlaubt, einen Stellplatz auf dem Gelände einzunehmen.

Llamas auf dem Viehmarkt von Saquisilí
Llamas auf dem Viehmarkt von Saquisilí
Angeseilte Schweinchen in Saquisilí
Angeseilte Schweinchen in Saquisilí
Abenteuer-Spielplatz auf dem Viehmarkt in Saquisilí
Abenteuer-Spielplatz auf dem Viehmarkt in Saquisilí

Der Viehmarkt von Saquisilí interessiert uns am meisten. Auch hier ist dieser aus dem Ort herausverlegt worden, er befindet sich jetzt ca. 2 km oberhalb des Ortskerns. Es ist ein etwas unangenehmer Weg die Straße entlang, und wir stellen überrascht fest, dass außer uns niemand zu Fuß unterwegs ist. Alles läuft hier per Auto, Pick-up oder Kleinlastwagen, auch der gesamte Tiertransport. Der Tiermarkt ist eine große plattierte Fläche, auf der die Tiere festgebunden sind. Das Ganze ist nicht mehr halb so malerisch wie bei meinem ersten Besuch vor über drei Jahrzehnten. Und ganze Busladungen von Touristen sind auch noch da! Nach ein paar Fotos suchen wir schnell das Weite.

In einer der offenen Markthallen in Saquisilí
In einer der offenen Markthallen in Saquisilí
Hildegard kauft Verpflegung für die nächsten Tage
Hildegard kauft Verpflegung für die nächsten Tage

Der Markt im Ortskern konzentriert sich auf ein paar offene Markthallen, die über ganz Saquisilí verstreut sind. Das ursprüngliche Flair ist dadurch auch hier großenteils verloren gegangen. Etwas enttäuscht fahren wir weiter nach Quito. Der Markt in Guamote hat uns wesentlich besser gefallen.
Unser Ziel sind Arie´s Cabins etwas östlich der ecuadorianischen Hauptstadt. Arie Tijssen ist Holländer, ein sehr angenehmer Typ, und lebt seit 24 Jahren in Ecuador. An seine Adresse sollten unsere Elektronischen Flugtickets nach Galapagos und unsere neuen Fenster geliefert werden. Die Tickets sind da, die Fenster leider nicht. Aufwendige Recherchen am folgenden Tag ergeben, dass sie bei der ecuadorianischen Post in Quito liegen und demnächst ausgeliefert werden sollen. Vor unserem Flug nach Galapagos wird das aber wohl nichts mehr.

Gemütliches Beisammensein mit Carola und René
Gemütliches Beisammensein mit Carola und René

Am späten Nachmittag treffen wir uns mit Carola und René, einem deutschen Lehrerpaar, das in Quito lebt und das wir vor ein paar Monaten auf dem Hof des Hotels Oberland in La Paz kennengelernt hatten. In einer Pizzeria im nahen Tumbaco, die von Arie´s Frau betrieben wird, verbringen wir mit den Beiden bei sehr gutem Essen und Trinken einen äußerst angenehmen Abend.

Der rauchende Cotopaxi
Der rauchende Cotopaxi

Am nächsten Morgen sind wir bei sternenklarem Himmel schon vor 5 Uhr auf. Wir haben Arie für eine Tour zum Kraterrand des Vulkans Pichincha gebucht. Dies ist nicht nur der Hausberg Quitos, sondern auch ein sehr aktiver Vulkan. Er qualmt allerdings zurzeit nicht ganz so heftig wie der Cotopaxi, den wir wegen des hervorragenden Wetters auch just an diesem Tag zum ersten Mal in voller Schönheit zu sehen bekommen. Mitte August ist der 5.897 m hohe Cotopaxi aus dem Schlaf erwacht, und der herrliche Cotopaxi-Nationalpark wurde aus Sicherheitsgründen geschlossen. Wir hoffen, dass er nach unserer Rückkehr von Galapagos wieder geöffnet ist. Aber für sehr realistisch halten wir diese Hoffnung nicht.
Auf unserer Fahrt zum Pichincha machen wir an verschiedenen Aussichtspunkten halt. Der rauchende Cotopaxi und auch der Blick hinunter auf die Altstadt von Quito begeistern uns. Ich erkenne die Kathedrale und auch das Kloster San Francisco. Dann geht es weiter den steilen Weg zum Pichincha hoch. Ein paar hundert Höhenmeter unter dem Kraterrand lässt Arie uns aussteigen. Er selbst fährt bis zur Schutzhütte ein ganzes Stück weiter oben hoch, und wir laufen hinterher. Die Luft ist dünn, es ist anstrengend, aber die uns umgebende Landschaft ist einfach toll. Das letzte Stück gehen wir mit Arie gemeinsam. Ich frage ihn, wie oft er schon auf dem Pichincha und dem Cotopaxi gewesen ist. Auf dem Cotopaxi wäre er in den letzten fast zweieinhalb Jahrzehnten mehrere tausend Mal gewesen, häufig sieben Mal pro Woche, ist seine Antwort. Aber dieser ist ja zurzeit unzugänglich, weshalb er gerne auf die aus seiner Sicht sowieso viel schönere Pichincha-Tour ausweicht, die er noch nicht ganz so oft gemacht hat. Auf meine Nachfrage, ob das Ganze nicht langweilig wird im Laufe der Zeit, lautet seine knappe und ehrliche Antwort: „Doch!“

Auf dem Weg zum Kraterrand des Pichincha
Auf dem Weg zum Kraterrand des Pichincha
Am Kraterrand des Pichincha
Am Kraterrand des Pichincha

Am Kraterrand angekommen sind wir auf 4.680 m. Es weht ein scharfer und kalter Wind, aber der Blick in den Krater entschädigt für alles. Letzterer ist ziemlich unregelmäßig, und die Stelle, an der Rauch austritt, ist nur schlecht einsehbar. Es gibt überraschenderweise einen schmalen Pfad in den unwegsamen Kraterschlund hinein, zu einer vom Kraterrand ebenfalls nicht einsehbaren seismischen Station. Doch dieser Weg ist sehr gefährlich. Es gab bereits mehrere tödliche Unfälle. Am Fels angebrachte Plaketten erinnern daran. Am vielleicht tragischsten ist der Fall von zwei Brüdern, die im Abstand von zwei Tagen umkamen. Der erste starb beim Versuch einer Reparatur an der seismischen Station. Sein Bruder wollte die Leiche bergen und kam dabei zwei Tage später selbst ums Leben.
Kurz nach Mittag sind wir nach einem wirklich tollen Ausflug zurück bei Leoni. Als Nächstes steht bei uns das Packen für den zweiwöchigen Abstecher nach Galapagos an. Wenn wir von dort wieder zurückkommen, haben wir zwar noch nicht Weihnachten und Bescherung, aber hoffentlich ist dann wenigstens das Paket mit den neuen Kabinenfenstern eingetroffen.

2 Comments

  1. Bernd said:

    Hallo Leoni-Team,
    schön, dass Ihr es unbeschadet bis nach Ecuador geschafft habt und Franz dabei noch Zeit für 20 Seiten Bericht gefunden hat.
    Hättet Ihr anstatt einer Seilwinde einen Laserdrucker in Leoni verbaut, entfiele die Lauferei an den Grenzposten. In Anbetracht der beginnenden Regenzeit hättet Ihr mit dem Drucker auch jeden Tag schönes Wetter ausdrucken können – zumindest auf dem Papier.
    Aber, auf den meisten Fotos sieht es ja nicht nach Regen aus. Wartet, bis Ihr zu Weihnachten auf Galapagos seid, da erwartet Euch das Christuskind.
    Denn El Niño bedeutet: spanisch „der Junge, das Kind“, hier konkret: „das Christuskind“.
    So bezeichnet man das Auftreten ungewöhnlicher, nicht geregelter, veränderter Strömungen im Wettersystem des äquatorialen Pazifiks. Der Name ist vom Zeitpunkt des Auftretens abgeleitet, nämlich zur Weihnachtszeit. Und Galapagos liegt mitten im Zentrum des äquatorialen Pazifik, im Herzen von El Ninjo …(…Klugscheißer-Modus aus).
    Also, packt den Regenschirm ein und vergesst den Drucker nicht.
    Beste Grüße
    Bernd

    15. November 2015
    Reply
    • Franz said:

      Hallo Bernd,
      – wir haben keine Seilwinde an Bord
      – wir haben aber einen Drucker an Bord (aber es ist ziemlich aufwändig, den in Betrieb zu nehmen)
      – Weihnachten sind wir nicht mehr auf Galapagos, sondern voraussichtlich in Kolumbien
      – und die Niño-Geschichte kannte ich schon 🙂
      Viele Grüße
      Franz

      15. November 2015
      Reply

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